Frau Lisi Nagl erzählt, dass die Frau Kammersänger öfter bei ihnen am Hof, also am Waisenhof war. Sie hat dort Milch geholt, ist aber auch bei den Reischer-Kindern gesessen. Lisi hat von ihr eine Dirndlschürze geschenkt bekommen, die Frau Kammersänger habe im Nu ein Bild gemacht, eine Skizze oder ein Porträt. Es existiert eine Zeichnung die Maria Reischer zeigt, also Lisis Mutter, ein Ölbild des Waisenhofs und eine idealisierte Darstellung von Maria Reischer als Madonna. Der Herr Kammersänger hat ein gestörtes Verhältnis zu den Ochsen des Fuhrwerkers Reischer gehabt, er ist den schweren Lasttieren regelmäßig bei seinen Spaziergängen begegnet, sei dabei nicht sehr freundlich behandelt worden und habe immer irgendwie in einen Graben springen müssen. Nach dem Einmarsch der Russen ist die zwölfjährige Lisi neugierig im Ort herumgesprungen, wurde dabei von einem Rotarmisten eingefangen und zur Frau Kammersänger gebracht. Dort hätten im Garten viele Pferde geweidet, die Bauernstube des Hauses sei gesteckt voll von Menschen gewesen, die in der Nacht eng geschlichtet rund um den Kachelofen gelegen seien. Von der Frau Kammersänger habe sie ein Brot „mit etwas Gutem“ darauf bekommen. Deshalb sei sie auch gerne dort gewesen. (Aufgezeichnet von Helga Busek)